Viel zu mütterlich!

Welpentraining am 27.12.2015

"Na ja", unser Bekannter holt aus, "ich meine, Frauen sind deshalb nicht so sehr für Hundeerziehung geeignet, weil, weil ... sie einfach viel zu zu zu ... mütterlich sind!"

Oha, das sitzt! Mit meinem peripheren Sehvermögen nehme ich wahr, dass Jutta an meiner Seite nach Luft schnappt, um zum vernichtenden Gegenangriff auszuholen!

Unser Hundeflüsterer kommt ihr zuvor und verfeinert seine hundepädagogischen Gender-Ansichten.

"Bei mir genügt immer ein leichter 'Zupfer', ein sanftes 'Zupferle' mit der Leine und der widerspenstigste Hund pariert augenblicklich!"

Ich staune und bin im Begriff meiner uneingeschränkten Bewunderung Ausdruck zu verleihen, weil mir jetzt bewusst wird, wie kläglich meine eigenen Bemühungen oft scheitern und wie sehr ich mich über die geringsten Gehorsamserfolge mit unserem Kleinen freue, zumal sie sich erst nach unendlich vielen Wiederholungen einstellen, wenn überhaupt!

Der von mir so Bewunderte nähert sich unserem Kerlchen, nicht ohne ausführliche Erklärung, wie man sich einem Caniden zu nähern hat. Er streckt seine Hand langsam und erwartungsvoll unserem Liebling entgegen, der zu aller Erstaunen die Begegnung mit dem Hundeexperten eigener Gnaden bisher völlig negiert hat.

Sein Zurückweichen, um den Abstand zur Hundeexpertenhand zu wahren, macht mich dann völlig baff! Unser freundlicher und kontaktfreudiger Kleiner ist nicht wiederzuerkennen! Eine Begegnung ohne Schwanzwedeln, ohne Emotion, mit deutlich gezeigter Ablehnung, ohne jede Neugier für einen Unbekannten ist für Yago völlig untypisch! Gab es noch nie!

Später, Jutta hüllt sich in vornehmes Schweigen, sage ich zu ihr: "Ich glaube, Ruth ist doch eine ganz tolle Hundetrainerin!"

Jutta schweigt...